Materialität lässt sich durch viele theoretische Perspektiven untersuchen. Eine der wichtigsten Theorien stellt dabei die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) dar, die vor allem durch Soziologen wie John Law und Bruno Latour geprägt wird.
Die ANT wird vor allem durch den Gedanken geprägt, dass Technik einen Teil unseres Lebens darstellt und somit gleichberechtigte Partner in allen sozialen Interaktionen sind. So bilden Mensch und Technik ein hybrides Netzwerk. Die Akteure in einem Netzwerk verfolgen eigene Ziele. Daraus folgt, dass die Handlungsprogramme anderer Akteure in das eigene Programm übersetzt werden. Aus diesen Übersetzungen ergibt sich schlussendlich das Netzwerk.
Ein weiterer Punkt, der zu beachten ist, ist dass jeder Akteur, egal ob menschlich oder nicht.menschlich, in der Lage ist, andere Akteure in ihrem Handeln zu beeinflussen. Ist dieser Umstand nicht gegeben, kann nicht von Akteuren gesprochen werden, denn Akteure sind nicht ersetzbar.
Mit diesen Netzwerken lässt sich auch die soziale Komponente wiedergeben, da sich menschliche und nicht-menschliche Akteure in diesen bewegen und ihre Beziehungen sich zueinander verändern.1
Die Stadt stellt eine besondere Form der Materialität dar. Nach Michel de Certeau ist sie ein eigener Raum, welcher von Subjekten organisiert und reproduziert wird. Dabei werden physische, psychische und politische Strukturen unterdrückt, die diese für sich vereinnahmen würden.
Die Stadt schafft allerdings auch Orte durch statische, isolierbare und miteinander verbundene Entitäten und bildet dadurch universale und anonyme Subjekte. Diese kommen zustande, indem die Stadt vormals verstreute Funktionen, die echten Subjekten zugeteilt wurden, miteinander vereint 2.
Diese erkenntnistheoretischen Perspektiven lassen sich als theoretisches Fundament für die Untersuchung des Stadtraums an sich verwenden, aber auch um die Stadtgestalt als Ausgangspunkt für, wie auf dieser Website diskutiert wird, Sport und Bewegung zu sehen. Des Weiteren lässt sich dadurch erforschen, wie die Stadt Bewegung fördern oder unterbinden kann. Zusätzlich lässt sich dadurch der Zusammenhang zwischen gebauter, sozialer und natürlicher Umwelt untersuchen und wie bestimmte Bewegungsmodi durch Räume unterstützt und reproduziert werden.
Diesen theoretischen Zugang haben folgende studentische Einzelprojekte gewählt:
Literatur:
De Certeau, Michel: The Practice of Everyday Life. Berkeley 2013
Latour, Bruno: Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Frankfurt am Main 2007